top of page

Blog

Hier findet ihr alle meine Blogeinträge. Viel Spaß beim Lesen!

  • AutorenbildSusi

Viertelzeit - Von Veränderungen und Routinen

Hola nuevamente!


Ich melde mich nach einer doch etwas längeren Pause zurück aus dem nach wie vor sonnigen (und ab und zu auch mal ziemlich regnerischen) Kolumbien und nach wie vor geht es mir hier excelente! Mein Spanisch wird von Tag zu Tag besser, ich habe mittlerweile schon gute Freunde hier gefunden – sowohl Einheimische, als auch andere Extranjeros – und in meiner Gastfamilie fühle ich mich pudelwohl! Dieser Blogbeitrag soll einfach mal als kleines Update dienen, was sich seither so getan hat und die nächsten Wochen (hoffentlich) so tun wird. Der eigentliche Anlass ist aber ein anderer: Es ist doch tatsächlich schon ein Viertel meiner Zeit in Kolumbien vergangen! Verrückt… Aber dementsprechend lang ist auch die Liste mit den Dingen, die ich hier mit euch teilen möchte.


Parque de Independencia mit der Basilica von Socorro im Hintergrund. Er ist der zentrale Treffpunkt im Herzen der Stadt, wo beinahe wöchentlich Umzüge, Kulturveranstaltungen und Märkte stattfinden.

In der letzten Zeit habe ich so die ein oder andere Routine entwickelt, die mich durch meinen Alltag und meinen Wochenablauf begleiten. So habe ich mittlerweile kein Problem mehr um sechs Uhr morgens aufzustehen oder gleich danach mein Bett zu machen (in Kolumbien legt man sehr viel Wert auf Ordnung en la casa. Ein ordentliches Bett gehört da natürlich dazu). Auch bin ich längst nicht mehr nur als Englischlehrerin in meiner Schule tätig. Ich helfe hier jungen Einheimischen ihr Sprachrepertoire zu erweitern. Die meisten möchten ihr Englisch etwas verbessern, aber mittlerweile habe ich auch einen Studenten, der aufgrund eines Auslandssemesters in Deutschland Deutsch von mir lernen möchte. Für mich ist das zum einen ein toller Weg, neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu schließen und zum anderen meine Spanischkenntnisse auszubauen, was sehr praktisch ist, da mein Spanischkurs nur drei Wochen lang ging. Außerdem helfe ich mittlerweile einer Klavier- und Violinlehrerin in der Nachbarschaft im Unterricht mit kleinen sowie älteren Schülern und begleite ihre Ensembles. Ich kann auch jederzeit bei ihr Klavier üben, wenn ich Lust habe. So zahlt sich auch mein Klavierunterricht der letzten 12 Jahre aus.


 

Auch in meinem Projekt haben sich Dinge weiterentwickelt. So darf ich jetzt mittlerweile schriftliche Abfragen korrigieren und benoten, was ehrlich gesagt am Anfang etwas verwirrend für mich war. Die beste Note hier ist 5, die schlechteste 0. Dazwischen gibt es so ziemlich alles, so kommen beispielsweise auch Noten wie 3,2 oder 4,5 heraus. Ab und zu lässt auch die Verzweiflung mit den Schülern nicht auf sich warten, wenn man erst groß und breit Themen wie Simple Present, Tag Questions oder Short Answers erklärt hat, die Schüler es bei den Beispielen noch top beherrschten und in der Abfrage dann doch wieder 80% der Klasse die Note 2 oder schlechter haben. Aber von Tag zu Tag wachsen mir die Schüler mehr ans Herz. Mir ist bewusst, dass ich aufgrund des geringen (und teilweise gar nicht vorhandenen) Altersunterschieds keine Autorität für sie darstelle, allerdings habe ich festgestellt, dass das auch so seine Vorteile mitbringt. Ich versuche beispielsweise Themen in Übungen einzubauen, die die Schüler auch interessieren oder mal die ein oder andere Unterrichtsmethode wie Gruppenarbeit, einen Song oder Ideensammlung durch Mindmaps zu verwenden, was zumindest in meiner Schule sehr ungewöhnlich ist. Es wird meiner Meinung nach viel zu viel über die fehlende Disziplin der Schüler beschwert, anstatt sie mit anderen Methoden für den Unterricht zu motivieren und zu begeistern. Eines muss man der Schulleitung aber lassen: Sie organisiert regelmäßig Vorträge über brisante Themen wie Menschenhandel oder Alkohol- und Drogenmissbrauch. Auch mein Status als „Aushängeschild“ der Schule ist unverändert. So ist zum Beispiel das ein oder andere Video für die Facebookseite von ITIS entstanden.


Ausschnitt aus einem der Videos für ITIS. Matriculate ya!

Von meiner Gastfamilie bin ich nach wie vor ganz hin und weg. Die meiste Zeit verbringe ich mit meiner Gastomi in Socorro, wo Fabio, also quasi mein Gastvater öfter mal vorbeischaut, wenn er auf der Finca nach dem Rechten schaut. Ab und zu (also am Wochenende oder in den Ferien) bin ich aber auch in Bucaramanga, wo Fabios Freundin mit ihrer Tochter lebt. Dieses Dreiergespann habe ich extrem schnell ins Herz geschlossen und stellt für mich meine eigentliche Gastfamilie dar.


Mit "Gastmama" Luisa und Gastpapa Fabio im "Panachi" mit dem Cañón de Chicamocha im Hintergrund

Monumento a la rebelión im "Panachi", Wahrzeichen der Revolution 1781 und Santanders

Ich merke auch immer wieder, welches Glück ich mit meiner Gastfamilie habe. Mir wird sehr viel erklärt, vor allem typische Begriffe und Ausdrücke und wir unternehmen auch sehr viel gemeinsam. Seien es Ausflüge, wie hier in den Parque Nacional de Chicamocha (von den Einheimischen nur Panachi genannt), gemeinsame Bowlingabende oder einfach nur ein gechillter Tag am Pool. Besonders mein Gastvater hat es darauf abgesehen, mich in meiner Aussprache zu korrigieren, sodass ich irgendwann wie eine richtige Santanderiana sprechen kann.


 

Was das Essen hierzulande angeht bin ich nach wie vor begeistert. Klar war es eine gewisse Umstellung, aber nichts, an was man sich nicht gewöhnen könnte. So zum Beispiel das viele Fleisch, das hier gegessen wird oder Suppe zum Frühstück. Außerdem beinhaltet jedes Mittagessen mindestens zwei verschiedene Variationen von Kohlenhydraten. Seien es Kartoffeln, Reis, Nudeln, Arepa, Platanos oder Yuca. Salat oder Gemüse sucht man hier auf den Tellern meist vergebens. Ein sehr geläufiges Gemüse ist hier aber die Avocado. Sie wird meist einfach aufgeschnitten und dann zwischendurch oder als Beilage gesnackt. Ich glaube es versteht sich von selbst, dass die Avocados hier kein Vergleich zu dem sind, was nach Deutschland importiert wird. Mein absolutes Lieblingsessen sind ungeschlagen Empanadas. Sie werden unterschiedlich gefüllt, meistens ist Reis, Fleisch und Koriander im Spiel. Dazu wird entweder Aji (scharfe Soße mit Zwiebeln und Koriander) oder Tartara (Soße aus Mayonnaise, Zwiebeln, Knoblauch und meist auch Ei) gereicht. In Kolumbien ist es DAS Streetfood schlechthin, das es an jeder Straßenecke in jedem noch so kleinen Ort zu kaufen gibt. Ein absoluter Traum sind auch die Früchte, die in Europa jetzt eher weniger geläufig sind. Das meiste an Obst wird hier in Form von Säften verarbeitet, die es zu jeder Mahlzeit gibt.


Avocados werden für gewöhnlich am Straßenrand verkauft, wo man sie vorher auch probieren kann, dass man nicht "die Katze im Sack kauft"

Hausgemachte Empanada (fast schon eine Seltenheit, da die Zubereitung zeitaufwändig ist)

Was mir besonders die letzten Wochen aufgefallen ist: Socorro ist internationaler als man auf den ersten Blick vermuten würde! Sei es, dass ich hier nicht die erste deutsche Freiwillige bin oder, dass die Spanischschule im Ort sehr renommiert ist und hier vor allem Leute aus dem asiatischen Raum Spanisch lernen. Ich habe mittlerweile auch ein paar Einheimische kennengelernt, die an Austauschprogrammen (auch nach Deutschland) teilgenommen haben. Eine besondere Bekanntschaft ist David. Er ist gebürtiger Brite und lebt jetzt seit 10 Jahren auf seiner Finca nahe Socorro. Diese ganze Zeit über hat er vor allem auf freiwilliger Basis Englisch unterrichtet. Besonders interessant finde auch meine Truppe von Extranjeros, die momentan vier Monate hier verbringen und in der Sprachschule Spanisch lernen. Es ist eine bunte Mischung mit Leuten aus Singapur, Korea, Australien, Ghana und Neuseeland, die allerdings nur noch bin Anfang Dezember hier sein werden. Geläufig ist unsere Erscheinung allerdings nach wie vor hier nicht, wir fallen allesamt auf und sollte dann doch einmal ein Satz auf Spanisch unsere Lippen verlassen, fallen die Reaktionen meist ähnlich aus: erstaunte Gesichter voller Freude über die schnellen Fortschritte. Irgendwie ja schon witzig, die Euphorie der Einheimischen…


 

Im AFS-Komitee Bucaramanga sind wir insgesamt 10 Freiwillige aus Deutschland und mehrere Austauschschüler aus unterschiedlichen Ländern. Hin und wieder werden wir von verschiedenen Institutionen zu Events eigeladen, so wie vor ein paar Wochen zur Teilnahme an einer Art Straßenkarneval. Mir bedeuten die Treffen in Bucaramanga mit meinen Mitfreiwilligen immer sehr viel. Ich sehe sie eben nicht allzu oft. Deshalb gibt es immer viel zu erzählen, wenn wir uns treffen.


Auf dem Straßenkarneval in Bucaramanga mit den anderen Freiwilligen und Ausstauschschülern

Was steht jetzt die nächsten Wochen so an? Bis Ende November geht es für mich jetzt erst mal ganz normal mit Arbeit weiter. Ab dann sind 6 Wochen Ferien, die ich zusammen mit ein paar anderen Freiwilligen zum Reisen nutzen werde. Sehr gespannt bin ich auch schon auf Weihnachten bei meiner Gastfamilie. Bis dahin werde ich mich aber hoffentlich nochmal melden, bevor 2019 und damit ein neues Schuljahr beginnt.

Ãœbrigens: mehr Bilder gibt es hier.


Hasta luego,

Eure Susi

68 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
  • Black Instagram Icon
  • Schwarz Twitter Icon
bottom of page